Der Fall Amri – Staatsterrorismus in Deutschland oder geballte Inkompetenz beim Verfassungsschutz?

Der Terroranschlag von Berlin, der von dem Flüchtling Anis Amri verübt wurde, zieht Kreise. Nun kommt heraus, dass es tatsächlich einen V-Mann des Verfassungsschutzes in seinem Umkreis gegeben hat und dass dies auch in der Regierung bekannt war. Die Regierung hatte jedoch 2017 behauptet, es wäre kein V-Mann in Amris Umfeld gewesen.
 
Wer behauptet, dass der Staat oder die Geheimdienste in Terroranschläge in Deutschland verwickelt sind oder solche gar selbst durchführen, der gilt sofort als Spinner und Verschwörungstheoretiker. Dabei gab es so etwas schon früher.
 
Nur ein Beispiel: Wissen Sie, was das „Celler Loch“ war? 1978, also vor 40 Jahren, gab es eine Explosion bei einem Gefängnis in Celle, bei dem ein Loch in die Wand gesprengt wurde. Angeblich sollte dabei ein RAF-Terrorist von seinen Kumpanen befreit werden, was aber nicht gelang.
 
Erst 1986 kam die Wahrheit ans Licht. Das ganze war vom Verfassungsschutz organisiert worden. Sprengstoff wurde in einem bei einer Polizeikontrolle beschlagnahmten Auto platziert, es wurden falsche Pässe ins Auto gelegt, um falsche Spuren zu legen und in die Celle des RAF-Terroristen Debus wurden Ausbruchswerkzeuge geschmuggelt, damit es so aussah, als wäre er in den „Ausbruchsversuch“ eingeweiht gewesen. Sowohl die GSG-9, die niedersächsische Landesregierung und natürlich der Verfassungsschutz als Organisator der Aktion waren informiert. Sogar die Leitung der Haftanstalt wusste Bescheid. Die Täter waren, wie sich herausstellte, V-Leute des Verfassungsschutzes.
 
Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass westliche und deutsche Geheimdienste sehr wohl Terroranschläge verüben. Und zwar nicht nur die CIA in weit entfernten Ländern sondern auch deutsche Geheimdienste in Deutschland selbst. Ich will jetzt keine Liste aller Terroranschläge erstellen, bei denen die Täter erwiesenermaßen westliche Geheimdienste waren. Ich will nur sagen, dass es nichts ungewöhnliches ist, dass Geheimdienste so etwas tun. Ungewöhlich ist eher, dass es mal rauskommt.
 
Was bedeutet das für den Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Berlin?
 
Bei dem Anschlag von Berlin gab es schon früh Behauptungen, der Verfassungsschutz wüsste mehr, als er zugab. Zu viel war merkwürdig an diesem Fall. Der Täter hatte natürlich seinen Pass in dem LKW „vergessen“ und schon konnten die Behörden schnell einen Verdächtigen benennen. Wenn die Behörden bei einem Terroranschlag sofort Pässe finden, werde ich misstrauisch. Wer ist so blöd, seinen Pass am Tatort zurückzulassen? Offensichtlich unglaublich viele Terroristen. Ob es Amri am Breitschildplatz war, Terroristen, die in Frankreich Menschen erschossen haben oder sogar 9/11, wo die Pässe der Täter wie durch ein Wunder innerhalb von Stunden in den Trümmern des World Trade Centers gefunden wurden. Völlig unversehrt, während ansonsten von den Flugzeugen nichts übrig geblieben war.
 
Übrigens lassen Terroristen, die im Nahen Osten, im Irak, in Israel usw. Terroranschläge verüben, nie ihre Pässe am Tatort liegen. Sarkastisch gesagt: Anscheinend schicken sie die Vollidioten, die Pässe am Tatort liegen lassen, immer nach Europa.
 
Und noch etwas haben zumindest in den letzten Jahren alle Terroristen gemein, die so blöd waren, ihre Pässe am Tatort zu hinterlassen: Sie können alle nicht mehr vernommen werden weil sie alle tot sind. Die Männer von 9/11 sind in ihren Flugzeugen gestorben, Amri und andere Terroristen in Europa sind praktischerweise von der Polizei erschossen worden.
 
Kaum ein Einbrecher lässt seinen Pass liegen, Terroristen tun dies ständig. Die Polizei in Europa macht nur selten von ihren Schusswaffen gebrauch und wenn, dann werden die Menschen meist „nur“ verletzt. Dass Polizisten in Europa Menschen erschießen, ist ganz selten, nur bei Terroristen, die vorher ihre Pässe am Tatort gelassen haben, da ist es die Regel. Denen wird nicht ins Bein geschossen, sondern die werden erschossen.
 
Im übrigen hatte Amri 14 Identitäten und entsprechende Papiere benutzt. Ich bin zwar kein Experte in Sachen falscher Papiere, aber ich bin mir sicher, dass die nicht „im Dutzend billiger“ verkauft werden. Wieviel Geld musste Amri haben, um sich so viele Identitäten und Papiere zu besorgen? Und wofür? Und bei wem?
 
Und nun dies: Das Politikmagazin „Kontraste“ hat bei Recherchen herausgefunden, dass es wirklich einen V-Mann des Verfassungsschutzes in Amris Umfeld gegeben hat. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
 
Bei rbb24 kann man lesen: „So traf sich BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen am 24. März 2017 zu einem Gespräch mit Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) und dessen Staatssekretär Torsten Akmann. Dabei ging es offenbar darum, die Tatsache, dass das BfV einen V-Mann im Umfeld der von Amri häufig besuchten Fussilet Moschee platziert hatte, nicht öffentlich werden zu lassen. Dies geht aus einem für den Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen von seiner Behörde verfassten Sprechzettel zur Vorbereitung des Gesprächs hervor, den Kontraste, der rbb und die „Berliner Morgenpost“ einsehen konnten.
 
Es war also keinesfalls der Verfassungsschutz allein, die Politik war schon kurz nach dem Anschlag informiert. Spätestens, vielleicht auch früher, siehe Landesregierung Niedersachsen beim Celler Loch.
 
Weiter heißt es bei rbb24: „Unter der Überschrift „Gesprächsführungsvorschlag“ vermerken die Verfassungsschützer auf dem Sprechzettel für Maaßen: „Ein Fehlverhalten des BfV oder der Quelle ist nicht zu erkennen“ und das Thema sei „eigentlich wenig brisant“. Dies schätzte das Berliner Landeskriminalamt offenbar anders ein (…) Die Bundesregierung hatte im Januar 2017 in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage erklärt: „Im Umfeld des Amri wurden keine V-Leute des BfV eingesetzt.
 
Alles Zufall und Inkompetenz? Oder Vertuschungsversuche? Und wenn ja, was genau soll alles vertuscht werden?
 
Beim Celler Loch hat es 8 Jahre gedauert, bis alles ans Licht kam. Seit dem Breitscheidplatz sind es noch keine zwei Jahre. Mal abwarten, wie lange es dauert, bis wir hierüber die Wahrheit erfahren, denn dass bisher Dinge geheim gehalten werden, steht spätestens nach den Recherchen von „Kontraste“ außer Frage.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Hallo,
    Sie schreiben „1986 kam die Wahrheit ans Licht.“ ohne irgendeine Quellenangabe!!!
    WER hat WO WELCHE Wahrheit ans Licht gebracht. Was Sie schreiben ist erst einmal nur eine Behauptung, oder?
    Über ein Feedback würde ich mich freuen.

Schreibe einen Kommentar