Kaukasus

Die Tragödie von Bergkarabach

In Bergkarabach spielt sich eine Tragödie ab, über die auch westliche Medien berichten. Allerdings verschweigen sie die Hintergründe der Tragödie, bei der gerade über 100.000 Menschen, die nur das mitnehmen konnten, was sie tragen konnten, heimatlos geworden sind.

Ich habe vor einigen Tagen über die Hintergründe der Ereignisse rund um Bergkarabach berichtet, weshalb ich das hier nicht wiederholen möchte. Fakt ist, dass die Tragödie von der armenischen Regierung verschuldet wurde, als sie sich 2022 von einer 2020 unter russischer Vermittlung mit Aserbaidschan geschlossenen Vereinbarung entfernte und stattdessen unter „freundlicher“ Mithilfe Frankreichs und der EU eine andere Vereinbarung mit Aserbaidschan geschlossen hat, in der sie Bergkarabach „nebenbei“ als Teil Aserbaidschans anerkannt hat.

Das war ein dummer und unnötiger Schritt der armenischen Regierung unter Premierminister Paschinjan, denn damit hatte die aserbaidschanische Regierung kaum mehr eine Wahl, als die Existenz der nicht anerkannten, aber schwer bewaffneten Republik Bergkarabach auf ihrem Hoheitsgebiet zu beenden. Genau das ist nun geschehen.

Da in Russland viele Armenier leben und die Russen den Armeniern sehr nahe stehen, ist das Interesse an den Entwicklungen in Bergkarabach groß. Daher waren dem Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens auch an diesem Sonntag wieder zwei lange Beiträge gewidmet, die ich beide hier übersetzt habe. Der erste Beitrag war die lange Anmoderation aus dem Studio, der zweite Beitrag war ein Bericht aus der Region.

Beginn der Übersetzung der Anmoderation:

Bergkarabach: Wohin der Westen lenkt

Die Zeit der nicht anerkannten Republik Bergkarabach auf dem Gebiet von Aserbaidschan ist vorbei. Seit dem 28. September existiert sie nicht mehr. Der Weg von der Nichtanerkennung zur Nichtexistenz wurde vollständig zurückgelegt. Bis heute wurde die selbsternannte Republik Bergkarabach, auf armenisch Artsakh, von keinem Land der Welt anerkannt, nicht einmal von Armenien. Nun verweigert die Republik Bergkarabach sich selbst die Anerkennung. Das Dekret über die Selbstauflösung wurde von Samvel Schahramanjan unterzeichnet, der sich bisher als Präsident von Artsakh bezeichnet hat. Der Prozess ist angelaufen. Das Dekret ist das Ergebnis von Vereinbarungen mit der aserbaidschanischen Regierung, nachdem Baku eine schnelle Operation zur Entwaffnung der armenischen Enklave auf seinem Gebiet durchgeführt hatte.

Sie begann am 19. September und dauerte nur 23 Stunden und wenige Minuten. Nachdem die illegalen bewaffneten Gruppen in Karabach kapituliert hatten, wurden Waffen, Munition und schweres Gerät an die Behörden übergeben. Kolonnen von Flüchtlingen zogen von Karabach nach Armenien. Die russischen Friedenstruppen nahmen Tausende von ihnen auf und gaben ihnen zu essen, warme Unterkünfte und leisteten denen, die es brauchten, medizinische Hilfe. Fünf unserer Friedenssoldaten, darunter der stellvertretende Kommandeur des Kontingents, wurden bei diesen Ereignissen getötet. Präsident Alijew entschuldigte sich offiziell bei Wladimir Putin für das Versehen seines Militärs und versprach, die Verantwortlichen zu bestrafen.

Inzwischen wurden Hunderte von Tonnen humanitärer Hilfsgüter aus Russland an die Armenier in Karabach geliefert – von Wasser und Lebensmitteln über warme Kleidung und Medikamente bis hin zu Treibstoff.

Zu den Höhepunkten dieser Woche gehört die Verhaftung des ehemaligen Karabach-Führers Ruben Vardanjan, eines einst erfolgreichen russischen Geschäftsmanns und Philanthropen. Er war ein Dollar-Milliardär auf der russischen Forbes-Liste, der öffentlich auf seine russische Staatsbürgerschaft verzichtet hat. Das offizielle Eriwan wendet sich nun an Russland um Hilfe, aber da Ruben Vardanjan kein Russe mehr ist, sind unsere Möglichkeiten, hier zu helfen, mehr als begrenzt. Und allem Anschein nach braucht der Verhaftete Hilfe, denn das Sabail-Gericht in Baku hat Ruben Vardanjans Untersuchungshaft vorerst auf vier Monate festgelegt, und unter dem Paragrafen „Finanzierung des Terrorismus“ drohen ihm bis zu 14 Jahre Haft. Nun kann das armenische Außenministerium ein konsularisches Treffen beantragen, aber davon war bisher noch nichts zu hören.

Es ist verständlich, warum Nikol Paschinjan es nicht eilig hat, Ruben Vardanjan zu helfen, denn er ist sein stärkster politischer Konkurrent. Auch die Amerikaner brauchen Vardanjan nicht in Freiheit, denn sie sind mit der Marionette Paschinjan zufrieden, der ja alles tut, was sie von ihm verlangen. Und Europa wird von den USA kontrolliert.

Ironischerweise sind das Leben von Ruben Vardanjan und all seine Hoffnungen nun mit nur einer Person verbunden: dem Präsidenten von Aserbaidschan Ilham Aliyev. Nur er hat die Macht, seinen Gefangenen jederzeit zu begnadigen. Alijew hat das Karabach-Spiel bereits gewonnen und Vardanjan stellt für ihn keinerlei Gefahr mehr da. So eine spektakuläre Geste aus einer Position der Stärke heraus könnte sogar vom aserbaidschanischen Volk als Symbol des Edelmuts und des Nicht-Vorhandenseins von Rachgier unterstützt werden. Allerdings ist es schwierig, hier Ratschläge zu erteilen. Vardanjan hat einen Prozess vor sich. Und dann werden wir sehen.

Paschinjan und seine neuen westlichen Freunde machen sich mehr Sorgen um etwas anderes. Paschinjan macht Russland für alle Probleme des armenischen Volkes verantwortlich, weil Russland angeblich in Bezug auf Artsakh keine Hilfe geleistet hätte. Und nun ist Armenien gezwungen, seine Sicherheitskonfiguration zu ändern. Eriwan hat sogar seinen Botschafter aus der OVKS zurückgerufen.

Aber Verzeihung, die armenische Enklave in Aserbaidschan lag nie im Zuständigkeitsgebiet der OVKS. Und zweitens hat Paschinjan im vergangenen Herbst in Prag, offenbar unter dem Einfluss seiner westlichen Freunde und in deren Anwesenheit, insbesondere des französischen Präsidenten Macron und des Vorsitzenden des Europäischen Rates Charles Michel, plötzlich Bergkarabach als Teil Aserbaidschans anerkannt.

Für Russland war das wie ein Donnerschlag, denn die Frage des Status der nicht anerkannten Republik wurde im Rahmen der Gentlemen’s Agreements zwischen Russland, Aserbaidschan und Armenien vom Herbst 2020 auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber nach Prag ist eine neue Realität eingetreten, die die Möglichkeiten der russischen Friedenstruppen verändert hat.

Paschinjan hat seine Wahl getroffen. Er kann Beschwerden an sich selbst schreiben.

Außerdem wurden in aller Stille Waffen von Armenien durch den Latschin-Korridor nach Stepanakert geschickt. Woher kamen sonst die Waffen, die den aserbaidschanischen Behörden nach ihrer Anti-Terror-Operation ausgehändigt wurden?

In der Erklärung des russischen Außenministeriums anlässlich der neuen Prioritäten von Paschinjan gibt es noch einen weiteren wichtigen Punkt. Wir erinnern uns ja, dass Armenien behauptete, es werde von Aserbaidschan angegriffen, beschossen und so weiter. Aber warum hat Eriwan dann die OVKS-Mission abgelehnt?

Das russische Außenministerium erklärte: „Aufgrund der Kurzsichtigkeit der armenischen Führung war es unmöglich, eine Reihe von Vereinbarungen im Bereich der Stärkung der armenischen Sicherheit umzusetzen, insbesondere hat Nikol Paschinjan den bereits von allen Außenministern der sechs Länder vereinbarten Beschluss über die Entsendung einer OVKS-Beobachtungsmission in die an Aserbaidschan angrenzenden Regionen der Republik nicht unterzeichnet.“

Der armenische Premierminister Paschinjan genießt nun die Zärtlichkeiten des Westens. Samantha Power, die Leiterin von USAID, überbrachte ihm persönlich einen Brief von US-Präsident Biden, in dem der geschrieben hat: „Ich habe Samantha Power, ein wichtiges Mitglied meines Kabinetts, gebeten, Ihnen persönlich die nachdrückliche Unterstützung der USA und meiner Regierung für Armeniens Streben nach einem würdigen und dauerhaften regionalen Frieden, der Ihre Souveränität, Unabhängigkeit, territoriale Integrität und Demokratie schützt, zu übermitteln. Die USA sind entschlossen, mit Ihrer Regierung zusammenzuarbeiten.“

Übrigens ist USAID in Russland seit 2012 verboten, weil sie, wie unser Außenministerium damals berichtete, versucht hat, „durch die Verteilung von Zuschüssen politische Prozesse, einschließlich Wahlen auf verschiedenen Ebenen und zivilgesellschaftliche Institutionen, zu beeinflussen“. Die Tätigkeit von USAID in russischen Regionen, insbesondere im Nordkaukasus, hat ernste Fragen aufgeworfen. Die russische Zivilgesellschaft ist inzwischen reif genug und braucht keine „ausländische Führung“.

In Armenien hingegen wird die „ausländische Führung“ der Zivilgesellschaft offenbar begrüßt. Die stellvertretende US-Außenministerin Yuri Kim tauchte mit Samantha Power in Eriwan auf. Das Paar brachte 11,5 Millionen Dollar mit. Das ist eine relativ geringe Summe, sie sollte für Lebensmittel verwendet werden, aber das ist ein Vorwand, und auch für „soziale und psychologische Wirkung“. Hinter diesen mysteriösen Formulierungen verbirgt sich elementare Gehirnwäsche und legale Spionage mit einem Ziel: Zwietracht mit Russland zu säen.

„Hilfe“ kam auch aus Frankreich. Macron hat nicht weniger als sieben Millionen Euro für die sozialen Bedürfnisse der Binnenflüchtlinge zur Verfügung gestellt. Das sind etwa 80 Euro für jeden Flüchtling – für „soziale Bedürfnisse“…

Russland hat den Armeniern immer mit unvergleichlich größeren Mitteln geholfen, ganz zu schweigen von Hunderten von Tonnen humanitärer Hilfe für Karabach, einzigartigen Waffen, darunter Iskander-Raketen, die kein anderes Land der Welt von uns erhalten hat, und Vorzugspreisen für alles, beispielsweise für Gas.

Unterdessen „kratzt“ Paschinjan buchstäblich an der Tragödie der Armenier in Karabach. Anstatt ihnen vor Ort zu helfen, macht er ihnen Angst und lockt die unglücklichen Menschen aus ihrer Heimat weg und verdammt sie zur Flucht. Die Zahl der Flüchtlinge aus Karabach nähert sich den 100.000. Für ein Land mit drei Millionen Einwohnern, das von politischen Unruhen zerrissen ist und nicht gerade zu den reichsten Ländern gehört, wird das sicherlich nicht einfach. Aber Paschinjan erklärt, dass alle Armenier aus Karabach ausreisen. Hört sich das etwa wie ein Befehl an? Warum die Aufregung?

Vor diesem Hintergrund ist Präsident Alijew natürlich objektiv daran interessiert, zumindest einen Teil der Karabach-Armenier in ihrer Heimat zu halten und normale Lebensbedingungen für sie zu schaffen. Das aserbaidschanische Außenministerium erklärte: „Premierminister Paschinjan ist sich sehr wohl bewusst, dass die Abreise der in der aserbaidschanischen Region Karabach lebenden Armenier ihre persönliche Entscheidung ist und nichts mit Zwangsumsiedlung zu tun hat. Wenn ein Teil der armenischen Bevölkerung nicht in Aserbaidschan leben und die aserbaidschanischen Gesetze befolgen will, können wir sie nicht dazu zwingen. Wir fordern die armenischen Einwohner im Gegenteil auf, ihre Wohnorte nicht zu verlassen und Teil der multi-ethnischen aserbaidschanischen Gesellschaft zu sein.“

Auf jeden Fall sind die Prozesse kompliziert. Die Armenier sind offen zu bemitleiden, schließlich sind sie sowohl in Karabach als auch in Armenien selbst zu Geiseln der Spiele unverantwortlicher Politiker geworden, was schließlich zu ihrer Kapitulation vor dem Westen geführt hat – mit schwierigen Aussichten. Wir sollten davon ausgehen, dass die Frage des Status der russischen Militärbasis in Gjumri und der Mitgliedschaft Armeniens in der OVKS noch vor uns liegt. Zumindest wird der Westen in diese Richtung lenken. All dies verheißt nichts Gutes für das drei Millionen Einwohner zählende Armenien.

Innenminister Wladimir Kolokolzew sagte bei seinem kürzlich geplanten Besuch in Armenien in Eriwan: „Der Westen will die Situation um die Ukraine nutzen, um Russland aus dem Südkaukasus zu verdrängen und die russisch-armenische Bindung zu zerstören. Die USA und die EU bieten obsessiv ihre Rezepte für die Reform von Schlüsselbereichen an, einschließlich der Geheimdienste und Strafverfolgungsstrukturen, der Verteidigung und des Justizsystems. Dieser Zustand untergräbt unser Bündnis. Die Amerikaner verfolgen immer nur ihre eigenen Interessen, Armenien und die Armenier sind ihnen egal.“

So ist es tatsächlich. Am Samstag versammelte sich die Opposition zu einer Massenkundgebung in Eriwan und forderte den Rücktritt von Paschinjan.

Ende der Übersetzung

Nun folgt der Bericht aus Bergkarabach und Armenien.

Beginn der Übersetzung:

Was für die Aserbaidschaner ein Sieg war, ist für die Armenier eine nationale Tragödie

Eine Schlange von Fahrzeugen ist sogar aus dem Weltraum zu sehen. Schlängelnd kriechen sie von Stepanakert in Karabach nach Kornidzor in Armenien durch den engen Latschin-Korridor. Die Menschen sind mit allem unterwegs, was noch fährt. In der Region herrscht absoluter Treibstoffmangel. Autos, Busse, Lastwagen und sogar Traktoren sind in dem Strom unterwegs. An der Grenze zwischen Armenien und Bergkarabach gibt es einen Exodus. Die Menschen verlassen massenhaft die nicht anerkannte Republik.

In diesem Strom, so scheint es, sind alle 120.000 Armenier von Karabach. Und wenn der Weg von Stepanakert zur Grenze früher nicht mehr als anderthalb Stunden dauerte, so ist die Straße jetzt ein einziger Stau, in dem die Zeit in Schrittchen gezählt wird. Drei Tage leben sie am Straßenrand. Hier brennen Feuer, denn in den Bergen ist es nicht wärmer als zehn Grad, daneben wird erste Hilfe geleistet. Russische Friedenstruppen liefern nachts Brot, Wasser und Babynahrung.

Goris ist eine kleine Touristenstadt unweit der Grenze, die in dieser Woche stündlich von durchschnittlich tausend Menschen durchquert wurde. Durch Goris fließt der gesamte Strom der Binnenflüchtlinge und jetzt erstickt der Ort in den Menschenmassen. In Goris befindet sich das größte Registrierungszentrum für Flüchtlinge. Die Menschen kommen zu Tausenden hierher. Hier bekommen sie eine medizinische Grundversorgung, Lebensmittel, zum Beispiel Tee, Obst und Kekse für Kinder.

Das Gebäude des Schauspielhauses wurde für die Registrierung eingerichtet. Der ganze Platz um das Gelände herum ist bereits mit Zelten übersäht, in denen man Lebensmittel, Kleidung und warme Decken bekommen kann. In all diesem menschlichen Chaos wechseln sich Freiwillige und Sanitäter ab. Die Menschen schlafen zusammengekauert auf dem Boden und warten darauf, dass sie an die Reihe kommen. Ein Dutzend Kinder döst auf dem Rücksitz eines Lastwagens.

Jüngsten Zahlen zufolge sind mehr als 100.000 Menschen ins Land gekommen, aber die Regierung konnte bisher nur etwa 35 unterbringen. Was ein Sieg für die eine Seite war, ist eine nationale Tragödie für die andere Seite. Viele Menschen erfuhren von der Auflösung der Republik Karabach – das Dekret wurde bereits unterzeichnet – auf der Straße.

Während des Wartens auf die Öffnung des Latschin-Korridors war Karabach neun Monate lang blockiert. Es war praktisch ohne Strom, Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff. Als Baku am 19. September mit dem Beschuss begann, nahmen unsere Friedenstruppen die Flüchtlinge in ihrem Stützpunkt auf. Dort befinden sich immer noch etwa hundert Menschen, die Hälfte davon Kinder. Sobald der Korridor für die Flüchtlinge geöffnet wurde, wurde die erste Gruppe wieder von den Friedenstruppen begleitet. Treibstoff und Lebensmittel wurden in die Region geschickt.

Doch am 26. September kam es zu einer neuen Tragödie. Ein mit Treibstoff beladener Tankwagen explodierte auf einer Landstraße in der Nähe von Stepanakert, wo Dutzende von Menschen Schlange standen. Offiziellen Angaben zufolge kamen 68 Menschen ums Leben, doch die Zahl der Opfer könnte weitaus höher sein. Hunderte wurden verletzt. Unsere Militärsanitäter leisteten erste Hilfe und brachten die Verwundeten dann mit Hubschraubern nach Armenien: 16 Flüge haben mehr als 140 Menschenleben gerettet.

Auf die Frage, was genau die Flüchtlinge jetzt brauchen, ist die Antwort hier einfach: „Alles“. Freiwillige Helfer sammeln Lebensmittel und Kleidung für die Binnenvertriebenen. Hunderttausend Menschen sind ohne Wohnung, ohne Arbeit und sogar ohne persönliches Hab und Gut. Viele von ihnen haben nur ihre Pässe. In ganz Armenien wird nun humanitäre Hilfe gesammelt. In sechs Tagen konnten 25 Tonnen gesammelt werden. Die armenische Regierung wird jedem Vertriebenen 250 Dollar zur Verfügung stellen. Die Familien, deren ganzes Leben jetzt in eine Tasche passt, können jede Hilfe gebrauchen. Und man ist bereit, sie zu leisten.

Das Russische Haus in Eriwan liefert seit Tagen alles Lebensnotwendige, bis hin zu Wasserkochern und Kaffeemaschinen, an Familien. Auf der Routenliste stehen auch die Städte Vayk und Goris. Ein Teil der Ladung wurde von der russischen Botschaft übergeben. In Kürze wird ein Flugzeug mit humanitärer Fracht in Gjumri eintreffen – weitere zehn Tonnen von der Dr. Lisa Stiftung. Auch nach Syunik werden lebenswichtige Güter geliefert werden.

Am Samstagabend überquerten die letzten Busse mit Vertriebenen die Grenze. Die Busse wurden eigens aus Eriwan geschickt. Höchstwahrscheinlich wird es keine solchen Fahrten mehr geben. Artsakh, wie Bergkarabach in Armenien genannt wird, entvölkert sich rasch.

Während die Busse von Stepanakert nach Goris fuhren, beteten die Priester hier an den Mauern des Schauspielhauses von Goris, das im Laufe der Woche Zehntausende von Flüchtlingen aufgenommen hat, für die Einheit des armenischen Volkes. Solche Gebete werden nun dreimal täglich gesprochen, mit der Bitte, dass in diesen Land endlich Frieden einkehren möge.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Hier kommt mir die Aserbaidschan-Connection in den Sinn, bei der sich ja viele EU-Politiker von Aserbaidschan haben schmieren lassen. Warum und wofür? Damit die EU eine Politik macht und Marionetten in einer Weise führt, die Aserbaidschan sehr gelegen kommt?

  2. Wer Shushi kontrolliert, der kontrolliert Bergkarabach. Wer Bergkarabach kontrolliert, der kontrolliert Kaukasus. Das sagt man schon mindestens seit dem 19 Jahrhundert.

    Die Tatsache, dass Pashinian ein westlicher Mann ist, ist mittlerweile jedem in Russland bekannt. Seine Aufgabe war/ist, den Bergkarabach dem Aserbaidschan zu überlassen. Er hat immer und auch vor seiner Amtsantritt behauptet, dass Armenien den Bergkarabach nicht braucht.

    Putin wusste ganz gut, wer Pashinian ist, und hat trotzdem nichts unternommen, um prorusschische politische Kräfte an die Macht zu bringen. In Armenien gibt es hunderte von westlichen NGOs, die erfolgreich Gehirnwäsche betreiben. Und was macht Russland? Nichts! Die russische Regierung will nicht einmal den russischen Schulen in Armenien kostenlos Lehrmaterial überlassen. Russland wundert sich aber, wenn dort antirussische Demos abgehalten werden. Selber schuld.

    Nicht Armenien, sondern Russland hat den Bergkarabach verloren und ist dabei auch Armenien zu verlieren. Nachdem der westliche Clown seine erste Aufgabe erfüllt hat, kann man mit der zweiten Aufgabe beginnen – Russland als Feind zu bezeichnen und den Sangesur-Korridor zu bauen. Am Ende wird Armenien durch Aserbaidschan oder durch die Türkei kontrolliert werden. Das bedeutet, dass die Türken und selbstverständlich auch NATO einen ungehinderten Zugang zum Kaspischen Meer bekommen.

    1. „Nicht Armenien, sondern Russland hat den Bergkarabach verloren und ist dabei auch Armenien zu verlieren.“

      So sieht es für mich auch aus, obwohl ich keine näheren Kenntnisse über diese Region habe und von daher zudem nicht beurteilen kann, was Putin hätte (noch) mehr tun können.

      Fazit:
      Geschickt eingefädelt.
      Auch diese Region abgewickelt im Sinne des Westens.

      Und Erdogan? – Die Türkei gehörte durch ihre Unterstützung der Alliierten auch zu den Gewinnern.
      Ein falsches geopolitisches Spiel, von dem ich behaupte, dass dies

      in diesem Umfang

      niemand absehen konnte.

    2. Wieso? Bisher kommt die RF mit Aserbaidschan ganz gut zu recht, mit Armenien eher weniger, zumal da eine, alles andere als prorussische, recht umfangreiche westliche Diaspora mitmischt.
      Für die Russen spielt die religiöse Prägung naturgemäß eine untergeordnete Rolle, für sie ist die Politik des Staates wichtig, und da ist Alijew derzeitig wohl der verlässlichere Partner …
      Und natürlich hat die Türkei dort auch Ambitionen, nur wie es aussieht, wollen sich die Aserbaidschaner da auch nicht völlig veriennahmen lassen, schon gar nicht gegen Rußland … wir werden sehen …
      Und die Nato? Na ja …

  3. Es ist eindeutig, die US Strategen organisieren ihren nächsten Stützpunkt an Russlands langer Kaukasusgrenze. Armenien soll dort wohl so etwas wie Israel im Nahen Osten werden: Wenig Einwohner – leicht und kostengünstig zu lenken. Und man schaue sich an, welche Länder am Kaspischen Meer liegen, von dem viele hier nicht einmal gehört haben. Aber wer kannte bis vor kurzem Cherson?
    Wenn man 2023 Tiflis besucht, was sich lohnt, sieht man an jedem zweiten Haus der Innenstadt „fuck Russia“ usw, Schmierereien, die niemand wegmacht. Das große Freundschaftsdenkmal Russland – Georgien an der Heerstrasse lässt man buchstäblich vergammeln usw. usf. „Der Schoß ist fruchtbar noch“, fiel mir dabei ein.

  4. Ich habe Armenien 2016 besucht, für mich waren die Armenier damals das Volk mit den traurigen Augen, immer noch auf den mehr als 100 Jahre zurückliegenden türkischen Genozid bezogen. Als ich nahe der türkischen Grnze stand überkam mich kaltes Gruseln.
    Meiner Meinung nach ist Aserbeidschan eines der wenigen muslimischen Länder, das offen und frei ist gegenüber Anderen ist, daher glaube ich, dass ein Abzug (Flucht) der in Bergkarabach wohnenden Armenier nicht notwendig wäre..

  5. Vielen Dank für die aufklärenden Berichte über Bergkarabach. Bisher hielt ich die Vorgänge für ein Versagen Russlands und muss nun sehen, dass wieder einmal der Westen mit seinen dreckigen Händen direkt in die Suppe gelangt und sie verdorben hat. Hoffe nur noch, falls Armenien die Flüchtlinge nicht aufnehmen kann, dass sie in Russland eine neue Heimat finden, denn dort sind sie kulturell am besten ein zu gliedern.

  6. USAID ist nur der offizielle Name. In Wirklichkeit USINVEST. Denn die USA helfen niemals und niemandem uneigennützig. Die USA investieren! Frei nach dem Motto „Länder haben keine Freunde. Nur Interessen.“

  7. Sehr geehrter Herr Röper,
    Sie schrieben in Ihrem Artikel:
    „Das war ein dummer und unnötiger Schritt der armenischen Regierung unter Premierminister Paschinjan, denn damit hatte die aserbaidschanische Regierung kaum mehr eine Wahl, als die Existenz der nicht anerkannten, aber schwer bewaffneten Republik Bergkarabach auf ihrem Hoheitsgebiet zu beenden.“

    Meine Frage ist: Warum? Denn die aserbaidschanische Regierung hätte ja auch die Unabhängigkeit der Region Bergkarabach anerkennen, oder mit Hilfe Russlands einen Friedensprozess einleiten können?
    Warum denkt man nicht weiter als von 12 Uhr bis zu Mittag?

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