Ukraine-Konflikt

Das Leid von Mariupol

In der Stadt Mariupol findet eine menschliche Tragödie statt, die ihresgleichen sucht. Das Nazi-Bataillon Asow lässt Zivilisten nicht aus der Stadt und benutzt sie als menschliche Schutzschilde.

Als nach dem Maidan von 2014 die Anti-Maidan-Proteste im Donbass stattfanden, war Mariupol eine der Städte, die ebenfalls gegen den Maidan-Putsch aufgestanden ist. In meinem Buch über die Ukraine-Krise von 2014 habe ich die Chronologie des Jahres aufgezeigt. Mariupol wurde seinerzeit von den „Freiwilligenbataillonen“ unter Kontrolle gebracht, es fehlte nicht viel und es wäre Teil der Rebellen-Republiken in der Ost-Ukraine geworden.

Die Lage in Mariupol

Die Bevölkerung in Mariupol ist nicht glücklich mit der Maidan-Regierung, denn in der Region leben hauptsächlich ethnische Russen und ethnische Griechen, die sich dort selbst als „Hellenen“ bezeichnen. Da die Maidan-Regierungen klar faschistisch und nationalistisch sind, haben es die ethnischen Minderheiten in der Ukraine nicht leicht. Sie sollen zwangsweise ukrainisiert werden, ihre Sprachen wurden verboten und ein Rassengesetz teilt die ukrainischen Staatsbürger nach ihren Ethnien in drei Kategorien mit unterschiedlichen Rechten auf vielen Gebieten ein, Details dazu finden Sie hier.

Mariupol ist der Sitz des für seine Kriegsverbrechen im Donbass berüchtigte Nazi-Bataillons Asow. Daher war es von Anfang an zu erwarten, dass dort die schwersten Kämpfe stattfinden würden, denn die Kämpfer des Bataillons wissen, dass sie, wenn sie den Russen in die Hände fallen, sehr lange im Gefängnis verschwinden werden. Sie haben nichts zu verlieren.

Darunter leiden die Menschen in Mariupol, denn die das Asow-Bataillon lässt sie nicht aus der Stadt. Wer meinem Telegram-Kanal folgt, der weiß, dass ich mich am Freitag mit Alina Lipp getroffen habe, die aus dem Donbass berichtet und für einige Tage in Petersburg ist. Alina war vor einigen Tagen nur sechs Kilometer von Mariupol entfernt und konnte mit Flüchtlingen sprechen, die es gerade so aus der Stadt geschafft haben.

Die Geschichten, die die Leute erzählt haben, sind erschreckend. Alina hat auf Telegram über Beispiele berichtet, das Video finden Sie hier. Die Menschen in Mariupol sitzen fast zwei Wochen in Kellern, auf den Straßen schießt das Asow-Bataillon auf Zivilisten, wer die Stadt verlassen will, wird erschossen. In der Stadt ist kaum mehr ein Gebäude unbeschädigt, wobei die Menschen erzählen, dass das Bataillon die Stadt selbst in Schutt und Asche legt, damit den Russen die strategisch wichtige Stadt nur als Trümmerfeld in die Hände fallen kann. Auf den Straßen liegen demnach Leichen, die niemand wegräumt, darunter auch tote Kinder. Alina war von den Erlebnisberichten sehr mitgenommen und wir haben darüber auch ausführlich gesprochen.

In den westlichen Medien erfährt davon nichts, da wird das glatte Gegenteil berichtet. Aufgrund der wirklich schlimmen Berichte über die Lage in Mariupol, die in Russland gezeigt werden, hatte ich den Verdacht, dass die russischen Medien die Gräueltaten des Asow-Bataillons übertreiben. Aber nachdem Alina, die ich persönlich kenne und der ich vertraue, noch viel schlimmere Geschichten berichtet hat, die in russischen Medien gar nicht erwähnt werden, habe ich den Verdacht, dass die russischen Medien ihren Zuschauern die schlimmsten Berichte verschweigen. Das Ziel der russischen Regierung ist es ja, dass die von den Maidan-Regierungen geschaffene Kluft zwischen Russen und Ukrainern überwunden wird, da wären einige der Berichte für die öffentliche Meinung in Russland wohl konterproduktiv, weil sie zu grausame Details über das Vorgehen der ukrainischen Nationalisten enthalten.

Humanitäre Korridore

Bei Militäroperationen richtet Russland immer sogenannte humanitäre Korridore ein, damit die Zivilbevölkerung einer umkämpften Stadt die Stadt verlassen kann. Das hat Russland schon in Syrien, zum Beispiel im Falle von Aleppo, so gemacht, und auch in der Ukraine bietet Russland überall die Einrichtung humanitärer Korridore an. Für Kiew zum Beispiel wurde über elf Korridore verhandelt, wobei Kiew aber nur Korridoren zugestimmt hat, die nach Westen gehen, nach Osten, also auf russisch kontrolliertes Gebiet, darf man Kiew nicht verlassen.

Das ist der Grund, warum die Flüchtlinge aus der Ukraine fast ausschließlich in die EU gehen. Viele würden lieber nach Russland gehen, zum Beispiel, weil sie dort Verwandte haben. Aber das versucht Kiew zu verhindern. Das russische Verteidigungsministerium berichtet, dass über zwei Millionen Ukrainer um Evakuierung nach Russland gebeten haben, was Kiew aber ablehnt.

Die Einrichtung der humanitären Korridore funktioniert daher nur bedingt, weil Kiew es kategorisch ablehnt, dass Menschen in von Russland kontrollierte Gebiete gehen können. Im Falle von Mariupol hat Kiew gefordert, dass Busse mit Flüchtlingen aus Mariupol nicht auf das Gebiet von Donezk kommen sollen, sondern einen Korridor vorgeschlagen, der die Front zweimal überquert und auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet endet. Aber den Korridor hat das Asow-Bataillon dann trotz Zusagen aus Kiew bis heute nicht zugelassen.

Darüber habe ich von einer Woche berichtet und seitdem habe ich die Meldungen über den weiteren Verlauf der Ereignisse in Mariupol gesammelt. Hier veröffentliche ich die Chronologie der Ereignisse, die nach meinem Artikel von vor einer Woche passiert sind. Der Artikel endete mit den Ereignissen vom 5. März, als intensiv über die Einrichtung der humanitären Korridore gestritten wurde.

6 März

Der Tag begann mit einer guten Nachricht. Der Sprecher der Donezker Streitkräfte erklärte, dass am Morgen humanitäre Korridore aus Mariupol und dem umkämpften Volnowacho eröffnet würden und dass er hoffe, dass die ukrainischen Befehlshaber ihren Untergebenen den Befehl geben würden, die Blockaden der Städte dafür zu öffnen.

Das bestätigte am späten Vormittag auch der Stadtrat von Mariupol und kündigte an, dass die Evakuierungen von Zivilisten ab 12.00 beginnen würden. Aber es kamen nicht viele aus der Stadt, Donezk meldete die Evakuierung von etwa 300 Personen. Dass das so schleppend lief lag daran, dass Kiew sich plötzlich weigerte, die Sicherheit des Korridors zu garantieren und dass das Asow-Bataillon die Stadt wieder abgesperrt hatte. Und einige Stunden später erklärte der Chef der Donezker Volksrepublik, dass der humanitäre Korridor „am fehlenden Willen“ Kiews gescheitert sei, und am Abend wurde gemeldet, dass in Mariupol auf Menschen geschossen wurde, die versuchten, die Stadt zu verlassen.

Wie schon erwähnt leben in der Region ethnische Griechen. Auch die griechische Regierung schaltete sich ein und wandte sich mir ihrer Bitte, die Evakuierung des Personals des griechischen Konsulates aus Mariupol zu erlauben, vielsagenderweise nicht an Moskau, sondern an Kiew. In Griechenland weiß man wegen der großen griechischen Minderheit in der Region mehr über die Zustände in Mariupol, als in Deutschland. Ein griechischer Fernsehsender sprach zum Beispiel mit einem dort lebenden Griechen und fragte ihn, warum er die Stadt nicht verlassen würde. Seine Antwort war:

„Wie soll ich es schaffen? Wenn man versucht, die Stadt zu verlassen, läuft man Gefahr, auf eine Patrouille der ukrainischen Faschisten, des Asow-Bataillons, zu stoßen. Sie würden mich töten und sind für die Zustände hier verantwortlich“

Keine Korridore

In den folgenden Tagen gab es aus allen umkämpften Städten der Ukraine Meldungen über von Kiew verhinderte humanitäre Korridore. Die für die „Reintegration des Donbass“ zuständige ukrainische Ministerin Irina Verenschuk erklärte zu humanitären Korridoren, die nach Russland oder Weißrussland führen:

„Das ist eine unannehmbare Variante für humanitäre Korridore.“

Kiew ist das Leben seiner eigenen Bevölkerung weniger wichtig als die Frage, wohin sie evakuiert wird. Die Menschen, so die Logik in Kiew, sollen lieber in Kampfhandlungen geraten, als nach Russland oder Weißrussland zu gehen. Das ist für mich vollkommen unverständlich, denn weder Russland noch Weißrussland würden die Menschen daran hindern, in die EU auszureisen, oder über weißrussische Grenzübergänge in die Westukraine zu gelangen. Anscheinend hat Kiew Angst davor, dass die Menschen genau das nicht tun, sondern sich beim „Aggressor“ Russland besser und sicherer fühlen, als in der Ukraine.

In Mariupol gab es keine Fortschritte, am 10. März zitierte die russische Nachrichtenagentur TASS den Sprecher der Donezker Armee mit folgenden Worten:

„Betreffend Mariupol <…>. Der humanitäre Korridor hat nie funktioniert. Die Leute verlassen die Stadt weiter auf Ziegenpfaden. Gestern sind 28 Menschen entkommen, darunter zwei Kinder.“

So ging es weiter. Am 11. März meldete der Sprecher, dass 188 Menschen, darunter 26 Kinder, es geschafft hätten, aus der Stadt zu entkommen. Die aktuell letzte Meldung dazu stammt vom Nachmittag des 12. März, darin heißt es, dass der Chef der Donezker Volksrepublik erneut erklärt hat, in der Frage des humanitäre Korridors aus Mariupol gäbe es keine Fortschritte.

Die Geburtsklinik

Wenn man diese Hintergründe kennt, dann wird klar, wie gestellt der Vorfall um die angeblich von Russland beschossene Geburtsklinik ist. Das soll sich am 7. März ereignet haben, zu einem Zeitpunkt, als die in der Stadt verbliebenen Menschen sich seit einer Woche vor marodierenden Asow-Kämpfern in Kellern versteckt haben. Wenn man das weiß, dann wird klar, wie gestellt das dazu veröffentlichte Video war.

In dem Video steht „zufällig filmender“ Mensch auf einer vollkommen leeren Straße, als sich eine große Explosion ereignet und hinter einem Haus ein Rauchpilz aufsteigt. Der Filmende rennt dann los, wobei aber keine Menschenseele auf der Straße ist, nur er allein, der aus irgendeinem Grund hellseherisch in die richtige Richtung gefilmt hat.

Hier noch einmal das Video, das Alina bei ihrer Fahrt an die Front bei Mariupol gemacht hat.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

20 Antworten

  1. Nachricht im heutigen Tagesspiegel, Bezahlartikel: was zieht junge Deutsche in den Ukraine-Krieg?: „Sie spüren einen starken Druck, ihre Männlichkeit auszubilden“. Meine Interpretation: es geht nicht um politische Überzeugung, es sind Seelenkranke! Na ja, so geht mendeln!

    1. Abenteurer ohne Verstand, die nicht einmal begreifen, dass sich andere Leute durch Kriegseinsätzen eine goldene Nase verdienen.
      Was glaubt man eigentlich wieso sogar Deutschland Schrottware an die Ukraine liefert?!
      Je länger der Krieg läuft, desto mehr steht der Aktionkurs im Mittelpunkt der Interessen!, Aktien die Blut getränkt sind.!!
      Aber wen stört das schon, ganz sicher nicht die € Besessenen, auch die im normalen Volk, denn gegen Russland demonstrieren, zeigt wie hirnrissig unsere Bevölkerung schon ist.Sich für den Frieden ein setzen, indem man die eigene Unwissenheit dar stellt, denn mehr hat man nicht zu bieten. Heute gegen Russland, morgen für die Natur und übermorgen, abwarten unsere Regierung wird die nächste Sau durch`s Dorf jagen und eh man sich versieht sind wir rechtlose Marionetten unserer Regierung, die nicht einmal über die Fähigkeit eines Schafshirten verfügen.
      Blöckt man schön weiter, während der Rest der Herde die Welt verpennt!

  2. Ich bin ein ukrainischer Nazi-Fanatiker. Mitglied eines Asow-Battalions. Eingekesselt von russischen Einheiten in einer Stadt, bewohnt von russischen und griechischen Untermenschen. Ich will, wenn möglich, leben da raus kommen. Was interessieren mich da Leben und Gesundheit der Untermenschen. Wenn sie benutzt werden können, damit ich meinen Arsch retten kann, dann her damit. Ansonsten, Scheiß drauf!

    Ich denke so ungefähr sieht es jetzt da aus. Wie Mai ’45. Lieber allgemeiner Untergang als Verantwortung übernehmen für die Untaten, die man bisher begangen hat.

    1. …der „Volkssturm“ ist doch schon präpariert – die unkontrollierte und unkontrollierbare Ausgabe an Waffen für alle… – sah div. Bilder, wo sogar alten Oma’s eine MPi in die Hand gedrückt und erklärt wurden… 😡

      1. Wie damals dient der „Volkssturm“ nur dazu, den eigentlichen Verbrechern noch etwas Zeit zu verschaffen. Damit sie noch schnell „ihr“ Hab und Gut zusammenraffen können um damit dann in den Westen als arme „Flüchtlinge“ verschwinden zu können.

  3. Wieviele der Mitglieder hat denn eigentlich dieses Asow Battalion. Ich lies etwas von 2000, die müssten doch langsam alle tot oder verwundet sein. Wie können die denn in sovielen Region gleichzeitig sein. Müssten ja ziemliche super Soldaten sein.

    1. Das sind keine super Soldaten, das sind einfach nur brutale Mörder, die ihre grauenvollen Phantasien ausleben. Ein Kleinkind ermorden? Kein Problem. Eine alte Frau bestialisch umbringen? Kein Problem. Im Asow Batallion versammelt sich der Abschaum dieser Welt. Und die griechischstämmigen Bewohner in Mariupoli (die Stadt wurde von Griechen gegründet!) sind zusammen mit den anderen Bewohnern tatsächlich die Geiseln dieser Leute. Private griechische Fernsehsender berichten immer wieder über das Leid der Bewohner dort und diese Berichte unterscheiden sich vollkommen von denen, die man z.B. in Deutschland serviert bekommt.

    2. „Wieviele der Mitglieder hat denn eigentlich dieses Asow Battalion. Ich lies etwas von 2000, die müssten doch langsam alle tot oder verwundet sein. “

      Der harte Kern soll mehrere Hundert Personen umfassen, insgesamt knapp 2000 Paramilitärs, wie sie ja wissen, und sie haben ihre Unterabteilungen, also einen zivilen Arm für Jugend und Sport zum Rekrutieren. Ihrem Namen nach ist diese Gruppe vor allem im Umkreis von 20-40 Km lokal vernetzt und die Region ihre Heimat.

      „Wie können die denn in sovielen Region gleichzeitig sein.“

      Ich weiß gar nicht, ob sie so üppig verstreut sein sollen, Sie sind eine sehr prominente Einheit unter den nationalistischen Paramilitärgruppen in der Ukraine mit eignem Rekrutierungsbüro in Lemberg. Azov lieferte entscheidende Beiträge bei der Rückeroberung von Mariupol von den Seperatisten im Jahr 2014. Poroschenko meinte einmal öffentlich, „das sind unsere besten“ bei einer Militärparade. Entsprechend haben sie ihren öffentlichen Ruf, den man laut Facebooks flexiblen Normen jetzt auch wieder preisen darf, weil sie ihr Land verteidigen würden, nachdem die 2019 verbotene Seite (aufgrund von Kriegsverbrechen) der Gruppe am 24. Februar wieder freigeschaltet wurde. Ja, es gibt mehrere Gruppen dieser Art in der Ukraine seit 2014:
      https://zeitschrift-osteuropa.de/hefte/2019/3-4/geiselnehmer-oder-retter-des-staates/

    3. Ja, das sind echte Mega-Soldaten. Quasi Wehrwölfe.
      Einer von denen ist mit puren Händen so gut wie 1000 russische Soldaten mit Panzern.
      Hab neulich einen Augenzeugenbericht gelesen, wie die nachts das Blut von getöteten Kindetn trinken.
      Nicht nur, dass sie verhindern, dass die Bewohner raus kommen. Nein, sie terrorisieren sie, erschießen die Stadtbewohner, bombardieren die Stadt, präparieren Drehsets und drehen gefakte Filme. Tarnen sich unter der Zivilbevölkerung und machen Tik-Tok-Videos. Dabei kämpfen sie gegen die russischen Truppen und scheinbar graben sie auch noch Tunnel unter den russischen Truppen hindurch um zu verhindern, dass von außen keine Hilfe reinkommt.

      Wenn die Stadt eingenommen wird, schwimmen sie bestimmt nach Odessa rüber, um dort das Gleiche noch einmal durchzuziehen.

      Wahnsinn, diese Typen!

  4. Ha! Wie heute rauskam, arbeitet Alina Lipp für ein staatliches russischen Medium und war an einer speziellen Veranstaltung vor Kriegsbeginn eingeladen! Und auch Thomas Röper wird erwähnt, er war auch beim Propagandatreffen dabei!!! Entsprechend ist dieser Text auf Anti-Spiegel als Propaganda zu werten.

    „Bei Treffen mit Infokrieg-Spezialisten: Am 15. Februar, wenige Tage vor Beginn der Invasion, ist Alina Lipp im Kreis von Menschen, die Spezialisten darin sind, Misstrauen an westlichen Darstellungen zu säen. Sie ist dafür nach Moskau gereist zur Konferenz „Geopolitischer Krieg des Westens gegen Russland: Fall Ukraine“. Es sind nur rund zwei Dutzend Teilnehmer bei der Veranstaltung der russischen Gesellschaftskammer (OPRF), aber die sind handverlesen.
    St. Petersburgs Fernsehchef Alexander Malkewitsch ist dabei, er ist auch Leiter der ORPF-Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Verbreitung falscher Informationen, der öffentlichen Kontrolle und der Internetsicherheit. Malkewitsch ist in den USA aufgeflogen, weil er für die unter Sanktionen stehende russische Troll-Fabrik „Internet Research Agency“ an einer Fake News-Seite „USA Really“ arbeitete.
    Rechts neben Lipp sitzt Johan Bäckman, Finne in russischen Diensten, der etwa dem Berliner AfD-Abgeordneten Gunnar Lindemann einen Orden für die Verdienste um den Donbass verliehen hat. Auf der Konferenz nennt er die Nato eine „Terrororganisation“.
    Zu Lipps Linken spricht Thomas Röper von anti-spiegel.ru, der in Russland lebende Herausgeber von Putin-Reden auf Deutsch. An jedem Platz liegt ein „Fact checking“-Buch, das die Weißhelme in Syrien verunglimpft.
    Es stammt von Maxim Grigoriev, einem Mann, der auch in der Runde sitzt und im Syrienkrieg russischer Aktivposten war. Grigoriev hat eine zentrale Rolle gespielt, bei den Vereinten Nationen den russischen Giftgas-Einsatz in Douma zu widerlegen.
    In der Runde sind außerdem diverse Mitglieder der eurasischen Bewegung des faschistischen Ideologen Alexander Dugin, die westliche Staaten unter russische Führung bringen will.
    Abonnenten gegen Kommentar-Möglichkeit: Wie viel Lipp aus der Runde mitnimmt, ist unklar. Sie erzählt aber, sie habe in Moskau parallel zur Konferenz viele Gespräche gehabt, die sie weitergebracht hätten. Kurz vor Anerkennung der „Volksrepubliken“ und dem Start des Angriffskriegs wird hier offenbar entschieden, dass sie Beiträge für die staatliche russische Medienholding machen soll. Dabei ist sie nicht auf sich allein gestellt. Sie berichtet auch von einem Kameramann, sie kann offenbar sogar auf Unterstützung für ihren Telegram-Kanal zurückgreifen. Das schrieb sie, als sie zur Abstimmung stellte, die Kommentarfunktion freizuschalten: „Ich beauftrage Admins damit, die Trollkommentare zu löschen.“ Muss sie aber nicht, zwei Drittel stimmten dagegen, kommentieren zu können. Es gibt die Putin-Zustimmung ohne Widerspruch. “
    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_91759336/alina-lipp-auf-telegramm-das-ist-putins-deutsche-infokriegerin-.html

    Jetzt wird mir vieles klar, seit Beginn des Krieges fährt Herr Röper als wäre er ein russischen Staatsmedium einen Pro-Russischen Feldzug. Werden Alina Lipp und Thomas Röper bezahlt für ihre Propaganda?! Für mich sieht es ganz danach aus!!

    1. Eine Tagung der russischen Gesellschaftskammer (OPRF)zum Thema „Geopolitischer Krieg des Westens gegen Russland: Fall Ukraine“. Das klingt so interessant wie notwendig, es klingt wie ein Wissenschaftsseminar übers Wochenende, aber das Essen könnte besser gewesen sein. Leider findet diese Position im redundanten Schlagwort-Gebrauch der 50 großen Medienhäuser seit Jahren keinen Platz. Ob dem ein Kompetenzproblem der vierten Gewalt zugrunde liegt?

      Der verlinkte Artikel ist der Versuch einer Diffamierung von Einzelpersonen in Netzwerken mit unerwünschter pädagogischer und somit fehlgeleiteter Weltanschauung. Diese Randgruppe ist es offenbar wert, herausgestellt zu werden, als wäre es selbstverständlich, diese leisen Stimmen von einem pluralistischen Diskurs auszuschließen.

      Eine investigative Argumentationslinie ist erhellend, nämlich dass der Think Tank CeMAS die „deutschsprachigen verschwörungsideologischen Telegram-Kanäle“ aufspürt, die „während der ersten Kriegswoche mehrheitlich die Position Russlands und Putins vertreten“, denn „CeMAS beobachtet Desinformation und Radikalisierungstendenzen in sozialen Medien.“

      Die zentrale Prämisse lautet, dass jede Wirklichkeitsperspektive in Einklang/Nähe/Verständnis mit Moskau falsch, propagandistisch, desinformativ oder verschwörungstheoretisch motiviert sein müsse und sie daher so illegitim sei wie die Motive von Moskau selbst. Erkennen wir Moskaus Sicherheitsinteressen daher nicht an, sondern diktieren diese dem Kreml gleich selbst? Wie beruhigend, dass die Reproduktion der eigenen Ignoranz so ungefährlich für uns alle ist, wenn wir erst gar nicht informiert werden, weil wir zuvor vor einem Verständnis des anderen geschützt werden.

      Erkennen sie den Zirkelschluss zum Motiv einer selbstproduzierten „Verschwörungstheorie“ vor dem Hintergrund der Gefährdung von sowohl öffentlichen Meinungsbildern in einer Demokratie als auch dem Frieden? Alle Wirklichkeit ist Konstruktion, lieber Pavel. Wer die Wahrheit entdeckt, geht besser zum Doc oder Vatikan.

      Man muss keine der erwähnten Personen in diesem (nebenbei viel zu langen) Artikel kennen oder mögen (Nähe wollen sie persönlich ohnehin nicht). Man kann ihnen sachlich oder inhaltlich immer widersprechen, sich mit ihnen streiten, sie ignorieren. Ihr verlinkter Artikel leistet das alles nicht. Sie werden als zwielichtig motivierte unseriöse Gestalten von einer Gegenseite deklariert, einem Feindeslager zugeordnet, dessen Stimme wir nicht wahrnehmen w(s)ollen, weil sie uns beim eingeschlagenen Kurs lediglich irritieren könnte.

    2. Verstehe nicht so wirklich, was das besagen soll. Dass Frau Lipp einen Kameramann dabeihat sieht man ja, vermutlich auch Techniker. Und bezahlt? Mein Gott, die deutschen öffentlichen und privaten Sudelmedien bieten Tausende gutbezahlter Propagandisten und Faktenverdreher auf. Dass Frau Lipp nicht als Rucksacktouristin in den Donbass gereist ist, versteht sich für vernünftige Menschen von selbst. Entscheidend ist, dass ihre Berichte mit Namen, Orts- und Datumsangaben der Wahrheit entsprechen. Das hoffe ich, und um solche Berichte bitte ich dringend! Ihre Sprache bei ihren Berichten weist sie jedenfalls nicht als Propagandistin aus. Anders als die hochbezahlte Ina Ruck, deren Beiträge man seit Jahrzehnten „genießen“ muss und die vom journalistischen Standpunkt aus eine Unverschämtheit sind.

    3. Wer dem Informationskrieger Lars Wienand von T-online glaubt, der hat (frei nach Lagerfeld) die Kontrolle über sein Leben verloren. Dieser Artikel ist derart schlecht geschrieben und lässt mehr weg, als er „enthüllt“.

  5. Beim Streit über die Einrichtung von Fluchtkorridoren muss das wichtigste erwähnt werden: Für Männer/Familienväter zwischen 18-60 Jahren stellt ein Korridor nach Belarus oder Russland die einzige Möglichkeit, das Land überhaupt verlassen zu können gemeinsam mit ihren Familien. Ansonsten werden Söhne, Väter und Ehemänner zwangsrekrutiert von Kiev und sie von ihren Familien an der ukranisch kontrrollierten Grenze getrennt. Man stelle sich die Empörung der internationalen Medien in Syrien zum Topoi Humanismus vor, wenn Männer über einen Fluchtkorridor von Assad zwangsrekrutiert werden könnten. Und jetzt erwähnen wir das Offensichtliche überhaupt nicht, obwohl wir die dramatischen Bilder an der Grenze sehen konnten.

    [Krieg kann grotesk sein: Selensky ruft zu Demonstrationen in den unter russischer Verwaltung stehenden
    Städten auf, was die Russen dulden. Gleichzeitig ist es den Ukrainern in den von Kiev kontrollierten Gebieten untersagt zu demonstrieren aufgrund des geltenen Kriegsrechts].

    Mariupol politisch

    „Mariupol wurde seinerzeit von den „Freiwilligenbataillonen“ unter Kontrolle gebracht, es fehlte nicht
    viel und es wäre Teil der Rebellen-Republiken in der Ost-Ukraine geworden.“

    Ja, das ist auch eine Sache, die für LerserInnen von westlichen Medien verschlossen bleiben dürfte. Mariupol ist ein Teil der Oblast Donezk. Sie ist unerwähnt integriert in den russischen Minimalforderungen betreffend der Gebietsansprüche der nun unabhängigen Republiken.

    Viel Pathos und Gestrampel aus Selenskys Büro – zu dem wir über die Medien eine Hotline eingerichtet
    bekommen – dient in Subtext und Intention immer der Situation in dieser Stadt, sie darf nicht fallen oder befreit werden. Es gilt auch für andere Städte im Osten. Wenn das Kapitulations-Domino wichtiger Zentren einsetzen sollte, dann ist die Sache für Kiev gelaufen. Auch unter diesem Gesichtspunkt lässt sich ablesen, wer ein Interesse daran hat, dass Zivilisten nicht unbedingt verwschwinden.

    Da fällt mir ein Aufruf von Selensky vor knapp einer Woche ein, sinngemäß lautete er:
    „ALLE die die Stadt verlassen wollen, Frauen, Kinder und Ältere, sollen dafür die Fluchtkorridore nutzen. ALLE anderen, die ihre Stadt verteidigen WOLLEN, können bleiben“. Der tiefere Sinn sollte verständlich sein. Männer sollen die Stadt nicht verlassen (dürfen).

    Daher war es zu erwarten, dass sich in Mariupol ein Drama abspielen würde, weil diese Stadt ein Kondensat des gesamten Konflikts ist. Es ist der tragische Stoff für Narration oder Verfilmungen im Sinne einer Erinnerungskultur an diesen Krieg 2014-202x.

    Mariupol & internationale Öffentlichkeit

    „Eine Geburtsklinik in Mariupol, getroffen von russischen Raketen: Die Bilder aus der Ukraine werden
    immer unerträglicher. Der Angriff sei eine Gräueltat, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Twitter. Unter den Trümmern befänden sich noch Kinder. Reporter der Nachrichtenagentur AP waren während des Angriffs vor Ort. Sie sahen, wie das Gebäude mehrmals schwer getroffen wurde, was gegen einen versehentlichen Angriff spricht. Helferinnen und Helfer brachten Opfer in Sicherheit, darunter eine hochschwangere und blutende Frau.“
    https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-03/russland-ukraine-krieg-angst-terror-zivilbevoelkerung

    Ich zitiere deshalb aus diesem Artikel, weil ich es interessant finde, dass AP Journalisten in der Stadt haben soll und diese Augenzeugen gewesen sein sollen von dem Angriff auf das Gebäude (und der bekannten Szene mit der Schwangeren). AP-Leute stellen bei Regierungs-PKs im WH sogar mal kritische Fragen, ihre Homepage ist zugänglich für jedermann nicht wie dpa. Allerdings war ihre Ukraine-Rubrik in dem Bereich Mariupol doch erstaunlich still und fällt oberflächlich aus.

    Akteure vom Internationale Roten Kreuz sind ebenfalls dort. Sie berichteten von „herzzereißenden Bildern“ bei den Versuchen, die Stadt über Korridore zu verlassen. Die Organisation verpflichtet sich zur Neutralität, sie bewertet und verurteilt keine Partei, damit sie ihren Zugang zu den Menschen in Not bewahren kann. Dennoch ist
    es interessant, deren Twitter-Feeds zu interpretieren.

  6. Hallo Freunde. Ich komme aus Sankt Petersburg, Russland.
    Ich weiß nicht, ob das jemand lesen wird. Ich habe zufällig einen von Thomas‘ Berichten auf russischem YouTube gesehen.

    Leider sagt Thomas die Wahrheit. Wir haben den Informationskrieg verloren.
    Die USA pumpen Geld in die Ukraine, und die Ukraine gibt Millionen von Dollar für Internetpropaganda in sozialen Medien und Google-Anzeigen aus. Es sieht so aus, als würde es im Westen gezeigt – mit all den Fälschungen und „Nazi“ Putin. Die Vereinigten Staaten helfen auch mit Waffen, mit denen die ukrainische Armee unter dem Deckmantel von Zivilisten kämpfen wird, stellen Sie sich die Folgen vor.
    Ukrainische Bürger hassen jetzt die Russen, weil die Aktionen der ukrainischen Armee und ihrer Bataillone als Aktionen der Russen dargestellt werden – das zeigt sich in der Ukraine, das zeigt sich im Westen und in ganz Europa. Jede Tötung eines Zivilisten durch die Armee von Ukrina wird als russische Aktion ausgegeben. Jetzt hasst die ganze Welt die Russen und wir werden sogar in anderen Ländern verachtet. Die USA profitieren nicht davon, die Wahrheit zu sagen.

    Stellen Sie sich eine russische Militärbasis in Mexiko nahe der US-Grenze vor? Mir scheint, dass dies kein US-Präsident zulassen würde. Ich spreche von dem Wunsch der Vereinigten Staaten, die Ukraine in die NATO zu verwandeln.
    Es tut mir leid, dass diese Operation begonnen hat, aber uns blieb wirklich keine Wahl, und wir werden zu Ende gehen, bis Frieden in die Ukraine kommt.

    Thomas, danke für Leute wie dich.
    Die Macht liegt in der Wahrheit.

    1. @Saint-P
      „Leider sagt Thomas die Wahrheit. Wir haben den Informationskrieg verloren.“
      “ Jetzt hasst die ganze Welt die Russen und wir werden sogar in anderen Ländern verachtet.“

      Das trifft beides nicht zu.
      Ja, es gibt Menschen, die glauben das, was in den Medien gezeigt wird.
      Aber die meisten sind da vorsichtig.
      Der große Lärm der öffentlichen Medien und die Politik wird nur von wenigen geteilt und befürwortet.
      Und viele sind zornig über das, was unsere Politiker tun und sagen und was in den Medien veröffentlicht wird.
      Wäre es nicht so, dann wäre nicht diese Zensur nötig, mit deren Anwendung Ausgewogenheit und sämtliche Gegenstimmen wegzensiert werden.
      Ja, viele Menschen sind für Frieden in der Ukraine, ich auch.
      Aber jeder, der sich mit der ukrainischen Geschichte beschäftigt, weiß um die Schwierigkeiten in diesem Land.
      Und es fällt mir nicht ein, auch nur einen einzigen Russen zu hassen oder einen Amerikaner oder einen Ukrainer.
      Die Menschen können nichts für diese schwierigen Zeiten.
      Ich hoffe nur, dass die Menschen zu Vernunft und Besonnenheit zurückkehren und sich jeder stets bemüht, in seiner Situation so gut wie möglich menschenfreundlich zu handeln.
      Denn das ist stets möglich.

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