Rede in Paris: Macron spricht vom kommenden Ende der westlichen Dominanz

Am Dienstag hat Macron vor den ausländischen Botschaftern in Paris eine Rede mit bemerkenswertem Inhalt gehalten. Da ich dazu keine Berichte in den deutschen Medien gefunden habe, berichte ich über die Rede.

Macron hat in seiner Rede ausgesprochen, was viele Analysten seit Jahren wissen und mitteilen: Die Epoche der westlichen Dominanz neigt sich dem Ende zu.

Die russische TASS hat aus der Rede ausführlich zitiert. So sagte Macron zu den internationalen Entwicklungen:

„Wir sehen das Ende der westlichen Hegemonie in der Welt (…) Die Umstände ändern sich. (…) China ist in die erste Reihe getreten und Russland erzielt immer mehr Erfolge mit seiner Strategie“

Der französische Präsident sagte weiter, dass die Weltordnung seiner Meinung nach „eine beispiellose Krise“ durchlebe. Die Welt erlebe eine „Krise der Marktwirtschaft“ und „riesige technologische und ökologische Schocks„. Er sieht darin vor allem ein Problem für Europa, das – wie viele Analysten schon lange kritisieren – keine Strategie habe, damit umzugehen:

„Die europäische Zivilisation braucht eine neue, visionäre Strategie“

Laut Macron braucht es auch einen neuen Umgang mit Russland:

„Wir sind in Europa, wenn wir keine neuen Beziehungen zu Russland aufbauen, werden uns Spannungen, eingefrorene Konflikte und den Folgen des Kalten Krieges bleiben (…) In diesem Fall werden wir weiterhin in einem Europa leben, dass Schauplatz strategischer Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und Russland ist (…) Wir müssen unsere Beziehung (zu Russland) überdenken und wieder aufbauen (…) Jeden Tag müssen Schritte in diese Richtung unternommen werden (…) Wir brauchen eine Partnerschaft mit Russland, um eine neue Architektur des Vertrauens und der Sicherheit in Europa aufzubauen“

Er fügte hinzu, dass die Zurückweisung Russlands für Europa seiner Meinung nach ein strategischer Fehler ist und eine Wiederbelebung der europäischen Zivilisation nicht ohne ein tiefgreifendes Umdenken der Beziehungen zu Russland erreicht werden kann. Russland sei in den 1990er und 2000er Jahren als eine Art trojanisches Pferd in Europa gesehen worden, das Verhältnis sei von gegenseitigem Misstrauen geprägt gewesen, was „nicht unseren Interessen entspricht„.

In seiner Rede im Elysee-Palast betonte Macron die Notwendigkeit von Schritten in Richtung einer „Annäherung an Russland„. Der französische Staatschef wies darauf hin, dass nach seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Fort Breganson in der vergangenen Woche beschlossen wurde, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die Fragen im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Sicherheitsarchitektur und eines Aufbaus von gegenseitigem Vertrauen in Europa behandeln soll.

Da kann man nur sagen: Schön wär´s! Wir werden sehen, ob dieser Rede dann auch Taten folgen werden.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. „Russland sei in den 1990er und 2000er Jahren als eine Art trojanisches Pferd in Europa gesehen worden“ – eine interessante Interpretation der Jelzin Jahre! Das erinnert ein wenig an Zar Peter der Große…

  2. Das echte trojanische Pferd in Europa ist die EU — Abschaffung aller noch vorhandenen Reste von Demokratie z.B. durch die Ernennung von von der Leyen, nachdem die Wähler über Weber oder Timmermans entschieden haben.

    Macron ist einer von den Haupt-Antreibern hinter dem trojanischen Pferd – kann deshalb nicht glauben, dass er eine Annäherung an Russland wirklich will (er will die United States of Europe als Kolonie der USA).
    Wahrscheinlich will er sich mit der Äusserung über Annäherung an Russland nur irgendwelche Zugeständnisse von Trump sichern („wenn Ihr Russland wieder als Feind behandelt, schliessen wir keinen Handelsvertrag mit England ab und Ihr könnt zeigen, was mit Ländern passiert, die aus der EU austreten“ oder so).

  3. WER – welcher politiker sagt schon, „was er will“ ?

    die geschichte schreibt sich auch durch ungewolltes fort …
    er ist ja in den letzten tagen nicht der einzige von den hardlinern, die andere töne anschlagen >>> der wind dreht sich (ich persönlich glaube ja, dass putin dahintersteckt, der schlaue fuchs, judokämpfer, kluger und schachspieler)

    doch nicht nur er hat in den letzten jahrzehnten viele neue lektionen von täuschungen und lügen lernen müssen … sondern die ganze welt

    die eu und macron stehen unter beobachtung … und das wissen sie, sie wissen auch, dass es ein „alternativloses weiter so“ auf keinen fall geben wird … die klügsten versuchen ihr gesicht zu bewahren … ja, vielleicht sogar dazuzulernen und ihre ausrichtung wirklich zu korrigieren …

  4. Nach dem Austritt Großbritanniens schwindet die Atlantische Macht und deshalb übt Frankreich noch an seine Rolle als Atlantikpferd.
    Allein das Frankreich sich wieder in die NATO integrierte und seither zu jeder Schandtat an der Seite der USA zu finden ist sollte Mahnung genug sein. Nur einmal nach Afrika schauen wo Frankreich agiert.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Libyen-Affäre_(Frankreich)

    https://www.sueddeutsche.de/politik/libyen-frankreich-1.4401103

    https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-im-buergerkrieg-ein-land-zerfaellt-a-1262935.html

    https://www.welt.de/politik/ausland/article191638441/Marsch-auf-Tripolis-Wer-in-Libyen-gegen-wen-kaempft.html

    Man sieht gerade in Libyen das Frankreich sich erst die Rohstoffe von Gaddafi krallte und dann aktiv bei seiner Ermordung mitwirkte.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article181545570/Bundeswehr-in-Mali-Bundeswehr-unterstuetzt-franzoesischen-Anti-Terror-Krieg-in-Mali.html

    In Mali kam es zur Verletzung des Entsendebeschlusses des Bundestages zu Gunsten Frankreichs. Als das Aufflog und eine Neue Entsendung im Raum stand schrieb man das Jahresende 2018.

    https://www.bazonline.ch/ausland/europa/pipeline-aus-russland-frankreich-will-gegen-deutschland-stimmen/story/24412248

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/USA-erhoehen-Druck-bei-Nord-Stream-2-article20846942.html

    Anfang 2019 agierte dann Frankreich gegen die Pipeline.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article139294255/Die-Franzosen-wollen-Deutschland-betaeuben.html

    Nennt mich gern VT aber ich bleibe dabei, Frankreich ist nicht unser Freund, war es auch nie. Wenn die deutsche Politik sich im Allerwertesten von Frankreich wohlfühlt dann bitte.
    Mich interessiert kein Freundschaftsvertrag, mich interessieren die Unfreundlichen, die Geheimen.

    Denkt an EADS, denkt an Rüstungsfirmen, denkt an Nord 2, denkt an die EU und deren Fesseln mit ihrem blinden Gehorsam u.v.m.

  5. Die Beschreibung Trojanisches Pferd stimmt wohl kaum, sind die Jahre unter Jelzin doch eher als Versuch des Westens zu sehen Russland mit Hilfe der dortigen Oligarchen zu kolonialisieren. Von gleichberechtigten Handeln kann da kaum die Rede sein. Man glaubte 1998 mit der Finanzkiese der Russen jetzt hat man sie in der Tasche. Hat aber die Russen wiedereinmal unterschätzt. Seine letzte und für Russland beste Aktion Jelzins war die Ernennung von Herrn Putin zum Präsidenten. Als dieser dann noch begann die Ausbeutung russischer Reichtümer durch den Westen vom Kopf auf die Füße zu stellen, wurde aus dem guten Russland der 1990iger Jahre das böse Russland Putins.

  6. Macron könnte da echt, das was er sagte, so gesagt haben, wie es faktisch gemeint war(also nich wegen Putin, die sprechen sicher vorher darüber aber wegen dem französischen Mob auf den Straßen und allen anderen Interessenten) …Europa fängt wohl grad an Trumps handeln richtig zu verstehen und die eventualitäten die damit einhergehen.z.b. das schluss ist mit den alten Multilateralisten….

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