Nato-Jubiläums-Treffen: Dehnt sich die Nato auf Südamerika aus?

Das Treffen der Nato zum 70-jährigen Jubiläum ist eine Show der kuriosen Meldungen, aber auch ein Hinweis, wohin die Reise gehen könnte.

Wenig überraschend ist, dass die Nato mal wieder die „russische Gefahr“ betont. Das muss sie auch, sie muss ja ihre Existenz irgendwie rechtfertigen. Dabei hat mir noch niemand erklären können, wie ein russischer Verteidigungshaushalt von 61 Milliarden die Nato mit Rüstungsausgaben von ca. 1.000 Milliarden gefährden soll.

Auch die Forderungen, Deutschland solle gefälligst endlich 2% seiner Wirtschaftsleistung für Waffen ausgeben, war vorhersehbar. Außenminister Maas, der sich die Vorwürfe die ganze Zeit anhören musste, kann einem fast leid tun. Aber nur fast.

All das war zu erwarten und ist kaum eine Meldung wert. Interessant war etwas anderes, was auf dem Treffen ein Thema war.

Vor einigen Wochen machte ein Vorstoß aus den USA Schlagzeilen, die Nato solle Brasilien aufnehmen, löste Unruhe in Europa aus. Aus Brüssel konnte man dazu hören:

„In der Zentrale der Militärallianz in Brüssel wurde zumindest darauf verwiesen, dass der Nordatlantikvertrag eine Aufnahme von zusätzlichen nicht-europäischen Ländern nicht vorsehe. Zudem sei auch die Beistandspflicht im Fall von bewaffneten Angriffen geografisch beschränkt – sie gelte nur für Gebiete oberhalb des nördlichen Wendekreises und Brasilien liege weit darunter.“

Damit war das Thema für die Medien in Deutschland erledigt, aber nicht für die USA. Nato-Generalsekretär Stoltenberg wurde in Washington von Reportern immer wieder danach gefragt und er blieb dabei, dass das nicht möglich sei. Aber eine enge Partnerschaft sei denkbar, so wie es sie seit kurzem auch zwischen der Nato und Kolumbien gibt.

Kolumbien ist auch prompt Aufmarschgebiet der USA gegen Venezuela geworden. Hier zeigt sich wieder, dass Nato-Mitgliedschaft oder Nato-Partnerschaft in erster Linie ein Einfallstor für US-Truppen ist, wenn die USA eine militärische Drohkulisse aufbauen oder ein Land angreifen wollen. Wie war das mit dem „Verteidigungsbündnis“ Nato?

Trump hat sich auch noch einmal zu der Frage einer Nato-Mitgliedschaft Brasiliens geäußert. Er sagte dazu, dass Brasiliens Vollmitgliedschaft ein Schritt nach vorne sei, er dafür aber „noch mit sehr vielen Menschen reden“ müsse.

Die USA wollen ihren Einfluss weiter ausdehnen und seien wir ehrlich, den größten Einfluss haben die USA auf die Mitglieder der Nato. Da ist es nur logisch, dass die USA diesen Weg auch weiterhin gehen werden. Brüssel wird das auf lange Sicht kaum verhindern können, wenn es sich nicht generell von den USA emanzipieren will. So wünschenswert das wäre, zu erwarten ist es bis auf weiteres nicht.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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