Desinformation in den Medien – es heißt „Wirtschaftskrise“, dabei ist es ein Wirtschaftskrieg
Die Medien in Deutschland schreiben, wenn es um die Türkei geht, von einer Wirtschaftskrise. Dabei geht es um Geopolitik. Die USA nutzen eine Schwäche der Türkei aus, um ihr entweder den eigenen Willen aufzuzwängen oder die Türkei zu ruinieren. Es ist keine Wirtschaftskrise sondern ein Wirtschaftskrieg.
Der deutsche Leser liest jeden Tag etwas über eine Wirtschaftskrise in der Türkei, dabei lassen die Medien Ursache und Wirkung weg, berichten nicht über das, was tatsächlich entscheidend ist.
Die Türkei war noch 2017 das Land mit dem höchsten Wirtschaftswachstum der Welt und auch für 2018 sahen die Prognosen gut aus: 4% Wirtschaftswachstum bei 26% Staatsverschuldung. In Europa wäre jede Regierung neidisch auf solche Zahlen. Warum also bricht nun die türkische Lira zusammen?
In der Türkei wurde ein Fehler gemacht, den schon viele Länder vorher gemacht haben. Da die Zinsen in der Türkei höher waren als im Euro-Raum oder den USA, haben die Banken ihren Kunden erlaubt, Kredite in Euro oder Dollar aufzunehmen. Es lockten die niedrigen Zinsen. Das Problem ist, dass im Falle einer Währungsabwertung zwar die Zinsen gering bleiben, die Kreditsumme in Lira aber wächst. So kommt es, dass die Kreditnehmer nun plötzlich in Lira Kredite zurückzahlen müssen, die doppelt so hoch sind, wie noch vor einem Jahr. Aber natürlich sind die Einnahmen in Lira nicht gewachsen. Und wenn die Wirtschaft schwächelt, ist eine Pleitewelle fast unvermeidbar.
In diese Falle sind schon viele Länder getappt und ich wundere mich jedes Mal, dass die Regierungen derartige Kredite in Fremdwährung nicht verbieten. Denn ein wirtschaftliches kleines Land, wie die Türkei, ist damit angreifbar geworden. Spekulanten, die gegen die Lira wetten, haben leichtes Spiel, denn wenn die Lira erst einmal verfällt, werden die nun teureren Kredite die Wirtschaft belasten und die Lira wird dadurch noch schwächer. Genau das können wir bei der Türkei beobachten. Und wenn dann noch die USA politischen Druck ausüben, kommt das erschwerend hinzu. Die Türkei wird erpressbar.
Die Türkei sucht zwar Unterstützung, Katar sagte bereits 15 Milliarden zu, aber ob das ausreichen wird, eine Wirtschaftskrise zu verhindern, bleibt abzuwarten.
Die Probleme der Türkei sind also keineswegs wirtschaftlicher sondern politischer Natur. Auch im Spiegel kann man dies heute wieder zwischen den Zeilen lesen: „Die Türkei ist auch weiter nicht bereit, im Streit mit US-Präsident Donald Trump nachzugeben. Erdogan würde es als ein Zeichen von Schwäche betrachten, sollte er den amerikanischen Pastor Andrew Brunson aus dem Hausarrest entlassen, sagt ein türkischer Regierungspolitiker gegenüber dem SPIEGEL. Erdogans Starrsinn könnte dazu führen, dass die Türkei in den kommenden Wochen und Monaten in eine Rezession abgleitet, dass Großkonzerne pleitegehen und Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren, warnt Ökonom Günes.“
Aber dies steht erst ganz am Ende eines langen Artikels, vorher wird lang und breit auf die Wirtschaft eingegangen, dabei ist das entscheidende nicht die Wirtschaft, sondern die Frage, ob Erdogan klein bei gibt.
Vordergründig geht es nur um einen amerikanischen Pastor, der ja auch im Spiegel wieder erwähnt wird. Tatsächlich ist dies nur der Vorwand. Es geht um den Putsch gegen Erdogan vor 2 Jahren. Wie man in der Analyse sehen kann, haben wahrscheinlich die USA den Putsch organisiert und Russland hat Erdogan gewarnt. Der ohnehin für den Westen unbequeme Erdogan hat sich seit dem Russland angenähert, was den USA erst recht nicht gefällt. Und so wurde die türkische Achillesferse, nämlich die Kredite in Euro und Dollar, ausgenutzt, um die Türkei zu schwächen. Man hofft offensichtlich darauf, dass Erdogan entweder nachgibt oder im Zuge einer Wirtschaftskrise von seinem Volk zum Teufel gejagt wird.
Völlig inakzeptabel für die USA ist es aber, dass die Türkei das russische Luftabwehrsystem S-400 kaufen will, anstatt der amerikanischen Patriot-Raketen. Darüber steht jedoch im Artikel des Spiegel nicht ein Wort, dabei ist das der entscheidende Punkt. Sobald die Türkei dieses System geliefert bekommt, können die russischen Ausbilder, die zusammen mit dem System anreisen werden, in Ruhe die neuen Tarnkappenjäger F-35 der USA studieren. Und dabei werden sie die Radarechos dieser Flieger studieren, was die Tarnung unschädlich macht. Für die USA geht es um nicht weniger, als die Luftüberlegenheit gegen Russland in den nächsten 20-30 Jahren, denn die F-35 hat keine besonders guten Flugeigenschaften, ihre Stärke ist die Tarnung. Wenn die aber weg ist, ist der Jäger den neuen Jägern Russlands hoffnungslos unterlegen.
Die USA haben daher auch bereits einen Lieferstopp von bestellten F-35 an die Türkei verfügt. Und das, obwohl die Türkei einer der größten Kunden ist und auch an der Entwicklung des Jägers beteiligt war. Ein historisch einmaliger Vorgang.
Man konnte in den letzten Tagen dann auch immer wieder lesen, dass es der Türkei gar nicht so schlecht gehen müsste, würde sie nur nicht so stur den USA gegenüber sein. Aber da Erdogan den USA den gescheiterten Putsch anlastet, wird er nicht nachgeben. Schließlich ging es ja nicht bloß um sein Amt, er sollte in jener Nacht gelyncht werden. Und das mag niemand sonderlich gerne.
Aber die deutschen Medien berichten trotzdem nur über die wirtschaftliche Probleme der Türkei, nicht über die politischen Ursachen: „Für die Regierung in Ankara wird es von nun an immer teurer, jenes frische Geld zu leihen, das sie für ihre Bauprojekte so dringend benötigt. Türkische Unternehmen, die Kredite überwiegend in Dollar und Euro aufgenommen haben, sind durch den Verfall der Lira kaum mehr dazu in der Lage, ihre Schulden zu begleichen. Mehrere Großkonzerne, darunter der Lebensmittelproduzent Yildiz, verhandeln mit den Banken über eine Umstrukturierung ihrer Kredite.“
Interessant ist, wie über das Thema in Russland berichtet wird. Dort werden die Dinge beim Namen genannt. Es ist nämlich keineswegs so, dass nur die Türkei die S-400 bestellt hat. Auch China hat das System bereits bestellt und mit Indien laufen Verhandlungen. Und die USA machen Druck. Am Freitag haben die russischen Medien über eine Pressekonferenz des US.Außenministeriums berichtet, wo die Pressesprecherin Heather Nauert darüber sprach. Die russische Vesti dazu: „Die Regierung der USA haben zu verstehen gegeben, dass die Sanktionen gegen jedes Land beschließen werden, dass die S-400 von Russland kauft. Dies teilte die Pressesprecherin des US-Außenministeriums Heather Nauert in ihrem routinemäßigen Briefing für Journalisten am 23. August mit.“
Leider lassen die deutschen Medien die eigentlichen Hintergründe der „Wirtschaftskrise“ weg. Offensichtlich sollen die Leser nicht wissen, dass es in Wahrheit ein Wirtschaftskrieg ist.
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